By Matthew Vogel

Abstract

“Das Monster” is a short story that explores the cyclical nature of living with depression and anxiety. I want to thank Anna Maria Harrod, who teaches German in the Department of World Languages & Cultures, for her assistance with this text.

The process of writing this piece took a few unexpected twists and turns. Initially, I decided to write it in English first and then translate it directly into German. While this seemed like a smart idea at the time, the actual process of translation became more laborious than I anticipated. At first it seemed relatively straightforward, but translating each word one-by-one created an off-kilter rhythm.

I could tell, given my experience living in Germany for three years, that it didn’t sound right. While the text was grammatically correct, the tone was wrong: it became clinical and sterile. To combat this, I began going through the translation and replacing things that sounded better expressed in a completely different way. As the saying goes, “There’s more than one way to cook an egg.” From there I started trying new verbs that sounded more accurate as well as language that was more familiar and non-academic. Eventually I abandoned the English text and started writing purely from the German language. At this point, the English version was just a reminder of what should happen in any given scene. The result in German was a version that matches the tone and setting of the original but isn’t necessarily a one-to-one translation. By allowing the language to speak for itself, I believe this was the more faithful translation.

One of the most crucial aspects of the story is the lack of any real closure. My experience has been that ‘closure’ from things like depression and other mental illnesses may never come—at least not in the ways we expect. One can experience a great victory over these challenges only to have to fight them off again the very next day. In this way it’s cyclical and persistent but not impossible to overcome. Merely facing the reality of having to deal with these 'monsters' with a degree of openness and acceptance can incredibly powerful.

Das Monster

Es war Weihnachten. Die Stadt war kalt und still. Auf der anderen Straßenseite leuchteten die Fenster meiner Nachbarn orange und hell wie wachsame Augen in der Nacht. Die Straße zwischen uns war breit und grau. Der Fußweg unter ihrer Veranda war von Autos gesäumt.

Licht strömte aus der Tür und über den zwei Personen, die auf der Treppe saßen: einem Mann und einer Frau. Zigarettenspitzen brannten wie Glühwürmchen vor ihren Mündern. Sie lachten über etwas. Sein Lächeln war so breit wie der Himmel. Ihr Lachen war voller als jeder Mond. Die Frau schnippte ihre Zigarette in eine Regenpfütze auf dem Fußweg. Der Mann nahm einen letzten, langen Zug. Die Spitze brannte wie die Sonne, dann ließ er sie ebenfalls fallen. Sie saßen einen Moment, sein Arm über ihrer Schulter, dann küssten sie sich in der düsteren Luft. Als ich dies von meinem Fenster aus sah, rasselten die Eisenstangen in meinem Herzen.

Wussten sie, dass ich mit einem Monster wohnte? Es überwachte mich vom Fußende des Bettes, wo es saß. Es war kein gewöhnliches Monster. Sein schattenhafter Körper nahm jede gewünschte Form an. Manchmal war es ein Eichhörnchen auf meiner Schulter oder eine schwarze Wolke zwischen meinen Ohren. Einmal war es ein Bernhardiner auf meiner Brust. Manchmal sah es aus wie ich. Diese Form gefiel ihm, weil ich nie mochte, was ich sah; einen übergewichtigen, verschlossenen Mann, der nach der Bedeutung des Lebens suchte.

„Das wird nie deines sein.“ Es äußerte sich.

Diese Weihnachten kam das Monster mit dem langen, knochigen Gesicht meines alten Freunden Florian. Ein Mann, den ich viele Jahre lang kannte, er mich noch viel länger hasste, und dann starb er, bevor ich mich entschuldigen konnte. Als wir uns das letzte Mal sahen, war ich auf dem Weg mich in die psychiatrische Klinik einzuweisen.

„Warum nicht?“ Ich fragte.

„Weil du denkst, dass du es nicht wert bist.“

Ich war kaum ein Mann, als ich das Monster traf. Ich war jung und dumm und verfolgte eine Geliebte, Helena, deren Liebe nicht so viele bedeutete, wie ich dachte. Für meine Fehler wurde ich verbrannt. Im Streit verlor ich Florian als meinen engsten Freund. Das war der Moment, wo ich den Verstand verlor und in ein Land der Verwirrung wanderte. In diesem Land fand ich einen Turm, der in die Erde hinabgestiegen war. Unten fand ich das Monster in seinem Käfig, als ob es auf mich wartete.

Ich nehme an, es war schon immer da, abgeschottet in diesem großen, dunklen Abgrund. Vielleicht so lange wie ich lebe. In seiner Zelle sah ich kleine Flaschen. In jeder Flasche gab es Notizen and Erinnerungen. Er band die Flaschen an Ballons an und schickte sie auf den Turm. Sie erinnerten mich an meine Fehler. Es gab eine große Auswahl.

„Mein Name ist Matthew.“ Sagte er ich.

„Ist es?“ Es antwortete.

„Nicht wahr?“

„Sag mir. Kannst du lieben?“ Es nahm eine Flasche in seine knorrige Hand und legte sie in meine. Ich öffnete der Stöpsel und nahm den Zettel, auf dem ein gebrochenes Herz gezeichnet war, heraus. Das Monster kicherte.

Ich warf den Zettel weg und begann zu gehen.

„Du schaffst das nie allein durch die Verwirrung.“ Es sagte. Vielleicht hatte es recht. Vielleicht wollte ich nur eine Ausrede oder Gesellschaft haben, aber wenn ich das Monster befreite, gab es mir klare Anleitung in diesem weitem, leeren Land. Keiner von uns wusste wirklich, wo wir hingingen. Ein Jahrzehnt später war es noch da und bot Beleidigungen und Bemerkungen in ähnlicher Weise.

„Der arme kleine Matthew wird Weihnachten im Bett verbringen und versuchen sich vor der Welt zu verstecken. Er wollte nicht seinen armen alten Vater besuchen.“

Wochen zuvor hätte ich meinem Vater unter der Ausrede, dass ich arbeiten und Rechnungen aufholen musste gesagt, dass ich nicht für Weihnachten nach Hause komme. Es war keine Lüge. Ich wollte den Komfort meiner vier Wände nicht verlassen. Zumindest dort fühlte sich das Monster genauso gefangen wie ich es war. Ich habe meinem Vater nie von dem Monster erzählt.

„Geh weg.“

„Nein.“ Es antwortete.

Ich drehte mich um und steckte den Kopf zwischen die Kissen. Ich spürte das Gewicht des Monsters, dass über mir hing. Es waren diese Momente, die ihm am besten gefielen. Wenn ich allein und ungestört war, vor dem Einschlafen, wenn meine Gedanken befreit waren und er jedes Detail herauspicken konnte.

„Ich will einfach nur schlafen.“ Sagte ich.

„Ich weiß.“ Das Monster lachte. Es griff in meine Erinnerungen und durchsuchte sie wie man eine Kramkiste durchsuchen würde. Ich wusste nie, was es herausziehen würde.

Ich trat die Decken los und ging die Treppe runter.

Es war kurz vor Mitternacht. Ich zog mir die Jacke an und verließ das Haus. Nachts ist nicht viel geöffnet in der Stadt. Besonders wenn es Weihnachten ist. Aber ein paar Straβen weiter gab es einen Laden, der rund um die Uhr auf war. Der Spaziergang dorthin sollte mir das Monster vom Rücken halten, aber auf dem Weg kamen wir einer Familienfeier entgegen. Vom Fußweg aus hörte ich Musik and Lachen.

Ich hörte das Monster sagen: “Oh, oh, oh, sie wissen, wie man richtigen Spaß hat. Warum kannst du nicht mehr wie sie sein?“

Ich war einmal. Ich vergrub meinen Kopf in den Kragen meiner Jacke und ging weiter.

In dem Laden kaufte ich mir eine Cola und etwas Günstiges zum Naschen. Als ich bezahlen musste und vor der Kasse stand, sah ich das Monster hinter der Kassiererin stehen. Es guckte mich an, guckte die Gesamtsumme an und wieder zu mir. Es kicherte.

„Das ist aber zu viel. Bist du nicht pleite? Hast du gelogen? Pleite Mann, pleite Mann, du hast kein Geld du bist pleite, Mann.“

Ich bezahlte und verließ den Markt. Hat die Kassiererin das Monster gesehen? Gegenüber von dem Markt gab es einen Schnapsladen, dessen Rollladen fest geschlossen waren. An der Eingangstür hing ein kleines Schild mit ‚Frohe Weihnachten.‘

„Wenn du überhaupt Geld ausgeben musst, kaufe dir lieber Alkohol. Es wird sich warm and gemütlich anfühlen. Wäre das nicht schön?“

„Es ist das Geld nicht wert.“ Sagte ich. „Ich brauche es nicht.“

Ich trank damals. Ich arbeitete sechzig Stunden pro Woche in einem Beruf ohne Zukunft - in dieser Pizzeria zu Hause. Dort traf ich einen Kollegen, der mir half, mein Leben anzupacken. Das war lange nach Florian. Wir beendeten unsere Schichten mit Getränken und kifften bis unsere Seelen hochflogen. Danach redeten wir über das Leben und unsere Probleme. Ich habe ihm nie von dem Monster erzählt. Am Ende dieser Nacht springen wir auf ein paar Longboards. Für uns wurde es wie eine Pseudo-spiritualistisch Therapie.

Ich trank viel damals. Ich trank alles, was vor mir kam. Dinge, die meine Vergangenheit verwischten. Dinge, die mich meine Fehler vergessen ließen. Zu dieser Zeit begann ich eine neue Beziehung mit meiner Exfreundin, Cassie. Wir arbeiteten zusammen in der Pizzeria. Sie war Studentin an der Uni, wo sie Ökologe studierte. Nach ihrem Abschluss gingen unsere Wege in unterschiedliche Richtungen. Ihr Leben verbesserte sich und ich starrte die Sonne an und erwartete, dass sie sich verdunkeln würde. Wir waren sechs Jahre zusammen. Ich zerstörte unsere Beziehung, weil ich distanziert war. Ich habe ihr nie von dem Monster erzählt.

„Du hast sie nicht verdient.“ Das Monster flüsterte mir zu.

Ich hatte es satt, es zum Schweigen zu bringen. Ich fuhr nach Hause.

Als ich nach Hause kam, tickte die Uhr Mitternacht und Weihnachten war vorbei. Ich warf meine Jacke über die Lehne eines Küchenstuhls, steckte meine Cola in den Kühlschrank und den Snack in einen Schrank. Es war spät, ich war müde und kalt und dachte es würde leichter sein einzuschlafen, aber ich hatte Unrecht. Ich wälzte mich hin und her als das Monster mich aus der Ecke anschaute. Sein Blick wie Dolche in der Seele. Endlich hatte ich genug von seinem Blick und ging runter in die Küche.

Ich kochte ein Hacksteak, ein Stück Fleisch voll mit Gewürzen. Ich hatte eigentlich keinen Hunger, aber das Monster sehnte sich nach Essen, sein Appetit - ein unendliches Loch.

„Es ist dir egal wie viel du isst, du wirst nie voll sein.“ Er lachte mit seinen Worten, die wie Nageln mir die Wirbelsäule hinunterliefen.

Als ich aß, fühlte es sich an, als ob es die Welt nicht gäbe. In diesem kurzen Moment gab es nur mich und das Essen und den Geschmack den es brachte. Die Süße der Schokolade, den Kick von etwas Scharfem, oder die Zartheit einer vollen Mahlzeit mit Fleisch und Gemüse. Es urteilte nicht, es spottete nicht, aber diese kurzen Momente waren nie genug. Aber wenn sie kamen, war das Monster still, und das war so süß wie ein Bonbon. Als ich fertig war, saß das Monster auf der anderen Seite des Tisches. Florians intensive Augen starrten mich an, ohne zu blinzeln, ohne aufzuhören. Ich war müde und er war wütend, weil er mich nicht wenn ich schlief berühren konnte.

„Du wirst nie glücklich sein. Je mehr du es versuchst, desto mehr wirst du scheitern.“ Es sagte.

„Ich weiß.“

„Niemand wird dich so lieben.“

„Ich weiß.“ Sagte ich.

„Warum gibst du nicht einfach auf? Du wirst nie glücklich sein.“

Ich schaute das kalte, unerschrockene Gesicht des Monsters an, das Gesicht von Florian. Ein Gesicht, dass mich anspottete und ich merkte es war am Ende nicht sein Gesicht. Nur eine unbestimmte Ähnlichkeit. Ich erinnerte mich nicht an sein wahres Gesicht; im Kopf war alles verschwommen. Aber ich weiß noch, wie ich mich fühlte. Ich war damals glücklich. Ich hatte mich entschieden die falsche Person zu lieben. Ich wusste, dass es meine Schuld war. Niemand weiß wirklich, wie sich diese Dinge entwickeln. Wir klammern uns alle an den Moment und manchmal entgleitet er uns aus der Hand.

„Ich war einmal fast glücklich mit Cassie.“ Ich begann. „Sie war unglaublich. Sie war jemand, mit dem ich mein Leben verbringen konnte. Wir sprachen über Ehe und Kinder. Aber eines Tages wachte ich auf, und merkte, dass ich keine Liebe mehr im Herzen hatte. Ich war leer. Ich war defekt. Ich war gebrochen. Wir trennten uns einvernehmlich. Ich wusste, das war besser für sie. Wie kann man mit einem leeren Herzen lieben?“

Florian veränderte sich, seine hassgefüllten Augen starrten mich an. Der Florian, den ich kannte, war lustig. Sein Lachen konnte den ganzen Raum atemlos machen. Er war immer da, ein konstantes Licht am Horizont, dem man aus der Dunkelheit heraus folgen konnte. Ich ignorierte sein Licht und prallte gegen die Küste, als ich mit Helena, der Frau, die er auch einmal liebte, ausging. Damals begann ich mein eigenes Herz zu bezweifeln und habe nie damit aufgehört. Der Gedanke, dass ich arrogant genug war, umzudenken, dass ich wüsste, was Liebe ist, hängte wie ein Anker vor mir. Vielleicht ist es deswegen, warum er nie zurück segelte bevor er starb, sonst würde er auch ertrinken. Ich gab ihm keine Schuld dafür.

Ich ging weiter. „Ich habe mich selbst belogen, um den Tag zu überstehen. Ich könnte lieben. Ich kann geliebt werden. Ein Stück von mir befürchtet, dass ich jemanden nie wieder offen, ehrlich, lieben kann. Was für ein Bastard tut das jemandem an, den er liebt? Wir sollten zusammen alt und fett und glücklich werden. Jetzt bin ich fetter, älter, aber nicht glücklicher.

„Das bedeutet nichts.“ Das Monster sagte. Er warf eines seiner Flaschen gegen die Wand. Sie zerbrach wie Schnee. Ich bewegte mich nicht, obwohl mein Herz in meiner Brust schlug. Mein Blut wurde kalt.

„Ich weiß.“ Sagte ich. Das Monster war immer da. Vielleicht, weil ich ihn in dem Land der Verwirrung fand. Wenn ich nicht mehr verwirrt bin, geht er weg. „Aber ich muss doch ehrlich sein. Wenn ich nicht ehrlich bin, wer bin ich und was ich gemacht habe, bin ich dann Matthew? Lebe ich noch? Weißt du was? Ich habe von diesem Moment geträumt. Deine Mutter lädt mich ein. Ich komme vorbei. Wir reden und lachen wie früher. Ich weiß, wer ich bin. Du hast deine Träume erreicht. Egal, was sie sind. Ich bin ein erfolgreicher Autor. Zu Hause habe ich jemanden das mich liebt. Ich werde es überleben. Ich lebe noch.“

„Das kannst du nicht entscheiden. Du darfst nicht.“ Es schrie, warf noch eine Flasche gegen die Wand. „Du hast mich verlassen. Ich war immer da. Du konntest mich irgendwann kontaktieren, aber du hast nicht.“

„Ich weiß. Ich kann es nie zurücknehmen.“

„Zehn lange Jahre. Ich war dein Freund. Dein Bruder.“

Unter Tränen sagte ich ihm. „Ich weiß, aber es tut mir so leid und es wird mir immer leidtun.“

Als ich ihn das nächste Mal ansah, war er verschwunden. Sein Stuhl war leer. Durch die Fenster begann sich der Horizont aufzuhellen. Es ist so spät geworden, dass es schon früh am Morgen war. Die Erschöpfung saß tief in meinen Knochen. Ich war sicher, dass ich endlich schlafen konnte. Manchmal wollte ich nicht mehr aufwachen, aber morgen werde ich aufwachen und mich dem Monster erneut stellen.


Biographical Statement - Matthew Vogel

I am a senior at the University of Massachusetts Lowell studying creative writing while minoring in German. I was born in Oak Ridge, Tennessee in 1995 as the youngest of three children. My German mother raised me and my three sisters by herself. Since I was a child, I always appreciated the power of the written word to capture human experience, whether good or bad. It was when my mother and I moved to Germany during my teenage years that I decided to pursue a career in literature and language. The experience trying to adapt and communicate with my peers in Germany was especially influential for me. It is my hope to attend a graduate school either in the States or in Germany to further my skills and ultimately pursue a career in academia.